
Was war dein skurrilstes oder außergewöhnlichstes Projekt-Erlebnis in den letzten 20 Jahren
Als wir für ein Projekt für Mitsubishi in Japan unterwegs waren. Wie ich da die japanische Berufswelt erlebt habe, das war schon außerordentlich skurril. Praktisch ein Kulturschock. Von der U-Bahn bis zum Fahrstuhl herrschte da eine Disziplin, die ich aus Deutschland überhaupt nicht kannte. Es gab unausgesprochene Regeln, an die sich jeder einfach gehalten hat. Das war eine spezielle Erfahrung – einfach mal durch den internationalen Aspekt unserer Arbeit – die bis heute hängengeblieben ist.

Und außergewöhnlich, was den Auftrag angeht?
Es gab die ein oder andere Projektsituation, in der wir deutlich über uns hinaus wachsen mussten. Die Deutsche Bank hat uns zum Beispiel einmal gerufen, weil sie mit ihren zig-tausend Virtual Machines und Clustern ein echtes Kapazitätsproblem hatte. Und wir wussten nicht wirklich, ob wir das lösen können. Wir sprechen hier über ein besonders heikles Massenproblem, für das schnell eine Lösung hermusste, denn sie wussten nicht mehr auf welchen Clustern sie noch VMs ausrollen können.
Nach unserer Analyse war schnell klar, dass ein Kapazitätsmanagement eingeführt werden muss – aber wie? Wir waren ja Backend-Spezialisten und keine Entwickler.
Trotzdem haben wir das Projekt umgesetzt, einfach, weil wir zusammen mit dem Kunden an die Idee geglaubt haben. Also haben wir für das Frontend gemeinsam mit dem Kunden Entwickler ins Projekt geholt und letztlich eine Lösung für das Kapazitätsmanagement geschaffen, mit der der Kunde jahrelang arbeiten und wachsen konnte. Für MightyCare war das ein Riesenerfolg, auf den wir immer noch gerne zurückblicken.

Wie schätzt du allgemein die Veränderungen in der Branche und der Arbeitswelt ein, wenn du dir heute Kunde und Produkte anschaust?
Interessanterweise hat sich nicht wirklich viel verändert. Wir arbeiten mit einer Technologie, bei der die Wichtigkeit der Themen immer periodisch schwankt. Im Grunde kommen immer wieder dieselben Konzepte auf die Agenda. Früher hat man über ISP gesprochen – also Internet Service Provider oder Application-Service-Provider. Heute würde man eben „Cloud“ dazu sagen. Die Idee der Cloud gab es damals schon, sie hatte nur einen anderen Namen.
Genauso ist das beim Thema Outsourcing: Das ist nichts anderes, als Verantwortung aus dem Unternehmen nach außen zu verlagern. Heute nennen wir es Managed Services. Der Name ändert sich, aber das Prinzip bleibt gleich.
Du meinst, Lösungen sind im Kern gleichgeblieben – es ändert sich vielleicht die Technologie, vieles geht schneller und mehr ist möglich, aber im Prinzip ist es dasselbe?
Ganz genau. Teilweise amüsiert es mich schon, dass Dinge, die es vor 15 Jahren schon gab, einfach mit neuen Namen als was Neues verkauft werden. Auch, wenn vieles heute natürlich erheblich leistungsfähiger ist als vor 15 Jahren.
Natürlich wird es immer auch wieder neue Lösungen geben, aber das hin und her der Themen bleibt.

Drei wichtige Meilensteine, die die Firmengeschichte von MightyCare geprägt haben, waren für dich …
… die Partnerschaft mit VMware und damit verbunden unser tiefes Know-how über Virtualisierung, das bis heute unsere Kerntechnologie ist. Das hat uns erheblich nach vorne gebracht – und alles, was danach kam, baut eigentlich darauf auf.
Der zweite einschneidende Moment war unser Vertriebsaufbau, mit dem wir uns endlich skalieren und breiter aufstellen konnten.
Und zuletzt der Moment, ab dem wir unsere Nähe zu den einzelnen Herstellern richtig ausbauen konnten. Das hat uns im Vergleich zu unseren Konkurrenten viele Türen für den engen Austausch geöffnet und Möglichkeiten geschaffen, unser Geschäft ganz neu zu entwickeln. Wir konnten damit unser Lösungsgeschäft wirklich gut platzieren und uns mit den richtigen Leuten an der richtigen Position deutlich vom Wettbewerb abgrenzen.
Gab es dafür einen Auslöser?
Ja, tatsächlich ist das passiert, als wir uns voll für VMware committed haben – so ca. 2009. Damals bestand ca. 99 % unseres Kerngeschäfts aus VMware – wir haben sogar mehrere Awards dafür erhalten. Die starke Fokussierung auf diesen einen Partner und das Bekenntnis dazu hat uns die Tür zu anderen Herstellern geöffnet.
Ab wann konntet ihr das heutige Wachstum personell stemmen?
Etwa 2014/2015 waren wir an dem Punkt, an dem alles passte. Nur die Möglichkeit wirklich massiv zu skalieren, fehlte noch. Wir brauchten mehr Mitarbeiter, die mit uns wachsen wollten.
Durch die Fusion mit wusys haben wir das geschafft. Für unsere Kunden sind großartige Synergien entstanden. Unser Vertrieb und das bärenstarke technische Know-how in Verbindung mit der Rechenzentrums-Infrastruktur der wusys haben dazu geführt, dass wir jetzt gleichzeitig Rechenzentrumslösungen beim Kunden und ein geo-redundantes Cloud-Provider-Modell anbieten können. Das heißt in der Praxis: Alles, was wir lokal aufbauen, geht auch in der Cloud und umgekehrt; und für beides können wir jetzt Services bereitstellen, egal, wie der Kunde sich zukünftig entwickeln will – bis hin zur Multi-Cloud-Anbindung mit ausgelagerten Ressourcen bei Amazon, Google oder Microsoft Azure. Wir können den Kunden vollumfänglich abholen.

Wo siehst du die Chancen für MightyCare in Zukunft?
Ich sehe unser größtes Potenzial in unserer Fähigkeit, Verantwortung für den Kunden zu übernehmen. Wenn der Fachkräftemangel so eintritt, wie er sich ankündigt, werden Unternehmen vermehrt auf IT-Dienstleistungen zurückgreifen müssen, um ihre wirtschaftlichen Ziele zu erreichen. Wenn das Personal fehlt, ist MightyCare als Dienstleister die erste Wahl. Da liegt unsere Zukunft, denn diese Verantwortung werden wir in vollem Umfang übernehmen – vom Patching und Monitoring über die Kontrolle der Firewall bis hin zur komplexen Sicherheitsarchitektur. Kurz: Wir werden Plattformen für den Kunden betreiben, mit denen er seine Wettbewerbsfähigkeit auf dem digitalen Weltmarkt massiv verbessern kann. Managed Services ist hier das Zauberwort.

Wenn du zurückblickst auf dein Lebenswerk: Was macht MightyCare für dich persönlich besonders?
Die Mitarbeiter, die zu uns gekommen sind, weil wir „was Besonderes“ sind. Ich erinnere mich sehr gerne an unsere Bewerbungsgespräche, bei denen wir versucht haben, jeden so abzuholen, dass es fachlich zu seinem Level passt, vor allem aber, dass es menschlich passt. Alle, die wir eingestellt haben, konnten sich bei uns immer fachlich ausleben und voll entfalten. Und sowohl die fachliche als auch persönliche Nähe ist etwas, das wir bis heute zelebrieren. Wir sprechen im Kollegenkreis immer auf Augenhöhe. Das schätze ich bis heute sehr.
Ich bin stolz auf unsere Entwicklung und die Ergebnisse, die wir erzielt haben, vor allem darauf, dass wir immer Menschen gefunden haben, die zu uns passen und mit denen wir unserer Grundidee treu bleiben konnten: Die Menschen, die bei uns arbeiten, sollen nicht alle gleich sein. Sie sollen individuell sein und ihre Gedanken und Ideen in das Unternehmen einfließen lassen. Das war immer das Fundament für unsere hohe Innovationsfähigkeit.
Wir können uns immer in wertschätzender Weise über alle Unternehmensebenen hinweg miteinander austauschen. Auf diese Kultur bin ich schon sehr stolz.
Beschreibe MightyCare in drei Worten:
Zuverlässig – Innovativ – Kundenorientiert