
Customer-Case: Die Cloud ist ein Prozess
Das Geschäft ändert sich schneller als die IT – und daher sind IT-Abteilungen mit wachsenden und komplexer werdenden Anforderungen konfrontiert. Um die digitalen Transformationsprozesse zu bewältigen, hat Mitsubishi Chemical Holding Corporation (MCHC) eine private, integrierte IT-Service-Plattform entwickelt mit der Aufgabenstellung einer Standardisierung und Konsolidierung sowie Erhöhung von Agilität und Integrität der IT-Dienste – den sogenannten MCHS Elastic Cloud Service, oder kurz: MELASTICS.
Wohl kaum ein Bereich hat sich in den vergangenen gut 20 Jahren so dynamisch verändert wie die Welt der IT. Mit dem Aufkommen der ersten Client-Server-Architekturen Mitte der 1980er-Jahre über den Internet-Boom und das Platzen der Dot-Com-Blase im Jahr 2000, den Siegeszug von iPhone, Smartphone und Co. bis hin zu neueren Megatrends wie Cloud-Computing, Big Data, Industrie 4.0, Internet of Things (IoT) – stets durchziehen Technologieveränderungen in großen Wellen die IT-Landschaften.
Wandlung der IT-Abteilungen zum Shared Service Broker
Ergebnis dieses Evolutionsprozesses: Die IT-Abteilungen einer Organisation oder eines Unternehmens werden immer mehr zu einem „Shared Service Broker“ entwickelt, von denen Dienstleistungen rund um die Themen „Infrastructure as a Service“ (IaaS) beziehungsweise automatisierte Cloud erwartet werden. Denn fest steht auch: Die Zukunft der IT ist Software-definiert, nicht mehr Hardware-definiert. Vor diesem Hintergrund werden die internen IT-Abteilungen nicht mehr nur als Kostenträger gesehen – vielmehr entwickeln sie sich hin zu Service- und Profit-Centern – und diese sollen die IT-Entwicklung nicht nur beobachten und steuern, sondern Innovationen aktiv vorantreiben. Denn das Ziel einer IT-Transformation besteht darin, Effizienz, Agilität, Flexibilität und Wachstum gleichermaßen zu steigern.
Anforderungen der digitalen Transformation massiv gestiegen
Die sich im Zuge der digitalen Transformation massiv wandelnden Geschäftsanforderungen zwingen die IT-Abteilungen ihrerseits vielfach zu weitreichenden Änderungen. Immer mehr geraten die Verantwortlichen unter Druck, in akzeptabler Zeit neue Lösungen für die verschiedenen Business-Bereiche umsetzen zu müssen – und zwar ohne lange überlegen, lernen oder gar experimentieren zu dürfen. Gleichzeitig wächst die Gefahr des Entstehens einer Schatten-IT, sofern die Bedürfnisse der Anwender nicht schnell bedient werden können. Als Innovationsbremsen stellen sich in der Praxis – neben den vorhandenen IT-Budgets, die nur in den seltensten Fällen üppig sind – vielmehr häufig heraus: Mitarbeiter, Prozesse und notwendige Organisationsänderungen. Technisch gesehen bedeuten viele der Innovationen heutzutage keine allzu komplexe Herausforderung mehr.
Neue IaaS-Plattform für mehr Agilität und Integrität der IT-Dienste
Zur Unterstützung der IT-Transformation und zur Überwindung all dieser Hindernisse entschlossen sich die Verantwortlichen der MCHC dazu, eine „eigene“ Cloud zu entwickeln und aufzubauen: den MCHS Elastic Cloud Service, oder kurz: MELASTICS. Bei diesem handelt es sich um eine private, integrierte IaaS-Plattform über drei Regionen in Europa, Amerika und Asien als Ergebnis einer globalen Zusammenarbeit mit der Aufgabenstellung einer Standardisierung und Konsolidierung sowie Erhöhung von Agilität und Integrität der IT-Dienste. „Als IT-Plattform ist MELASTICS zentraler Bestandteil der globalen IT-Strategie von MCHC, indem sie dazu beiträgt, die laufenden IT-Kosten auf globaler Ebene zu reduzieren, die vorhandene Infrastruktur zu konsolidieren und dadurch die sogenannte APSIS20-Wachstumsstrategie, die sich nicht zuletzt in anorganischem Wachstum mit Mergers und Acquisitions äußert, besser zu unterstützen“, erläutert Thomas Zimmermann, als Chief Service Producer und General Supervisor Project Manager verantwortlich für das IT Center Europe der MCHC und Mitglied des globalen Cloud-Teams. Hauptverantwortliche in der Region Europa sind neben ihm Matthias Bonn und Andreas Vogel, zuständig für Projektplanung und -entwicklung.
Ziel: Kostenoptimierung – IT-Dienste als Self Service
Das Hauptziel von MELASTICS ist es, global gefasste Standard-IT-Services und IT-Ressourcen mithilfe der regionalen IT-Center überein automatisiertes Self-Service-Konzept schnell, zuverlässig und bedarfsgerecht bereitzustellen – und zwar den 500 bereits zu MCHC gehörigen Gesellschaften ebenso wie neuen Unternehmen, die im Zuge von Mergers und Acquisitions neu zur Gruppe kommen. Die beabsichtigte Kostenoptimierung auf globaler Ebene soll dabei durch eine weitgehende Standardisierung erreicht werden; im Einzelnen durch die Standardisierung des Service-Katalogs, der Service-Level, der Architekturen, weitgehende Automatisierung sowie durch einen zentralen Einkauf. „Unterm Strich werden die operativen Kosten ebenso verringert wie die Kosten für Hardware“, sagt Zimmermann.
Die geschäftlichen und technischen Anforderungen an die neue Cloud-Lösung: Im Fall eines Desasters muss ein automatischer Fail-over zwischen den Rechenzentren gewährleistet sein, ebenso wie vollintegrierte und zertifizierte Back-up- und Desaster-Prozesse. Daneben war die Möglichkeit eines zentralen Managements und Monitorings, das auch von einem kleinen Administrations-Team beherrschbar ist, wichtig – ebenso wie eine einfache Bedienung, ein vereinfachtes Patch-Management. Und: Die bisher im Einsatz befindliche Lösung sollte kostenneutral ausgetauscht werden.
Technisches Herzstück der Cloud-Lösung ist ein Vblock-System der sogenannten Virtual Computing Environment (VCE)-Koalition von EMC, Cisco und VMware in Deutschland. Bei den Vblocks handelt es sich um integrierte, sofort einsatzfähige und flexibel anpassbare konvergente Infrastrukturpakete aus Virtualisierungssoftware von VMware, Unified-Networking- und Computing-Modulen von Cisco sowie Storage-, Security- und Managementtechnologien von EMC. Als dynamische Ressourcen-Pools unterstützen die Vblocks eine Vielzahl an Betriebssystemen und Anwendungen und ermöglichen Nutzern die schnelle Migration ihrer Applikationen auf die Vblock-Architektur, um eine durchgängige Virtualisierung ihrer Rechenzentren zu erreichen. Sie lassen sich außerdem zuverlässig bereitstellen und managen, sodass benötigte Cloud-Services flexibel, kostentransparent und kalkulierbar verfügbar sind.
Etappenziel erreicht: Automatisierte Prozesse
Heute profitiert MCHC von größtenteils standardisierten und automatisierten IT-Prozessen, womit die Verantwortlichen ein wichtiges Etappenziel erreicht haben. Über ein globales Service-Information-Portal können die Anwender sich umfassend über den MELASTICS-Service informieren – das Ressourcen-Modell wird ebenso erläutert wie die Kosten-Matrix und Service-Level-Agreements. Dort können auch Dokumente zum Betrieb und Handbücher bezogen sowie Support-Anfragen und Teststellungen eingereicht werden. In einer News-Rubrik wird zudem über regelmäßige Aktualisierungen und allgemeine Informationen der Projektleiter berichtet. Zusätzlich verfügt jede der drei Regionen von MCHC über einen eigenen Demo-Bereich. Diese Tenants sind auch via VMware NSX (SSL VPN oder Site-to-Site IPSec) aus dem Internet erreichbar.
Die kommenden Phasen des MELASTICS-Projekts sehen den Aufbau einer sogenannten interoperablen Area, in der sich Berechtigungen für die User festlegen lassen, die sich mit einer einheitlichen ID einwählen können, sowie ein eigenentwickeltes intuitives Frontend für vRA WebPortal. Ab Mitte des kommenden Jahres soll auch eine hybride Cloud zur Verfügung stehen, wodurch sich die jeweiligen Vorteile von privater und öffentlicher Cloud-Technologie kombinieren lassen. Das bedeutet: die hybride Cloud ist dabei behilflich, Innovationen zu bieten, ohne dass dabei Abstriche bei wichtigen Enterprise-Funktionen wie Leistung, Zuverlässigkeit und Sicherheit gemacht werden müssen.
Unterstützung des Transformationsprozesses erfolgreich angestoßen
Mit diesem agilen und flexiblen IT-Modell im Rücken ist MCHC damit gut gerüstet für die laufenden technologischen Veränderungen und die dadurch entstehenden stets neuartigen Business-Anforderungen. „MELASTICS ist unser Lösungsansatz, eine IT-Plattform zu schaffen, die alle heutigen und künftigen IT- und Business-Transformationsprozesse unterstützt“, fasst Thomas Zimmermann zusammen. Auf diesem Weg von der traditionellen IT hinein in die Cloud seien eine enge Verbindung und die genaue Kenntnis der Bedürfnisse der Anwender unbedingt erforderlich. „Eine wichtige Erkenntnis für uns im Laufe des Projekts war und ist es, dass der Erfolg einer Cloud-Initiative wie MELASTICS im Wesentlichen davon abhängt, die Prozesse in den Griff zu bekommen“, sagt Zimmermann. „Das Fundament einer erfolgreichen Cloud sind in Wirklichkeit die Prozesse – insofern handelt es sich bei der MELASITIC-Cloud in erster Linie um einen Prozess. Und die Prozessverbesserungen sind es, die die wirklichen gewünschten Resultate bewirken.“
Das PROJEKT-TEAM: Ein globales Mitarbeiter-Team arbeitete intern an dem Projekt MELASTICS und wurde 2015 mit dem „Grand Prize of IT Japan Award 2015“ für diese Arbeit ausgezeichnet. Als externe Dienstleister haben sie sich das Team von MightyCare Solutions GmbH sowie die deutsche Division der Virtualisierungsexperten von VMware das Projekt unterstützend zum Projekt hinzugeholt.
Nach sorgfältiger Analyse und Vergleich verschiedener technischer Lösungen wurde schließlich eine ganzheitliche Lösung auf Basis einer Vblock-Architektur umgesetzt.
HERZSTÜCK: Technisch gesehen laufen alle Fäden zusammen in dem Vblock-System der sogenannten Virtual Computing Environment (VCE)-Koalition von EMC, Cisco und VMware in Deutschland.
Der Anwender
Die Mitsubishi Polyester Film Gruppe ist einer der weltweit führenden und größten Hersteller von Polyesterfolien. Seit 1954 produziert das Unternehmen am Standort Wiesbaden die Polyesterfolie HOSTAPHAN®. Diese wird in verschiedenen technisch höchst anspruchsvollen Anwendungen wie zum Beispiel in Geldscheinen, Möbeloberflächen, Metalllaminierungen, aber auch für medizinische Anwendungen und Lebensmittelverpackungen eingesetzt. Zusätzlich zum Portfolio gehören ALPOLICTM Verbundplatten aus Aluminium, Stahl oder Titan mit Kunststoffkern. Der Standort Wiesbaden bedient den europäischen Markt mit Polyesterfolien- und Verbundplattengeschäften. Weitere Standorte der Mitsubishi Polyester Film Gruppe befinden sich in den USA, in Japan, Indonesien und China.
Im Jahr 2008 erfolgte die Eingliederung der Mitsubishi Polyester Film Gruppe in den Geschäftsbereich der Mitsubishi Plastics, AInc. unter der Muttergesellschaft Mitsubishi Chemical Holding Corporation (MCHC). Zu dieser wiederum gehören weltweit mehr
als 500 Gesellschaften an insgesamt knapp 750 Lokationen sowie 69.000 Mitarbeiter. In einer Doppelfunktion übernimmt die IT-Abteilung der Mitsubishi Polyester Film Gruppe nicht nur die internen IT-Dienstleistungen, sondern agiert auch als IT-Center Europe und übernimmt in dieser Funktion vielfältige IT-Services für die MCHC-Gruppe in der EMEA-Region. Dazu zählen die Bereitstellung von Business-Applikationen rund um SAP, Customer Relationship Management (CRM) und Dokumentenmanagement-Systeme (DMS), verschiedene Infrastruktur-Services wie etwa Mobilitätslösungen, E-Mail, Anti-Spam und E-Mail-Archivierung, Remote Access via VPN, Rechenzentren, Server-Hosting und -Housing, Data-Mirror-Services, IT-Beratung sowie die Beschaffung von Hardware und Software.
Quelle und Erstveröffentlichung: FACTS-Magazin; Foto: © istockphoto | melpomenem